Mythos IBM

Geschwurbel von Daniel Schwamm (25.10.1994 - 26.10.1994)

Gesammeltes

1988: Endlich rückt IBM von seiner zentralistischen Organisation ab. Initiator: John Akers, der die Baby-Blue-Divisionen aus der Taufe hob. Allerdings wird dadurch das SAA-Konzept erschwert! Ausserdem verschlief Akers die UNIX-Entwicklung.


IBM vernachlässigte lange Zeit das SW-Geschäft. Einzige Ausnahme: Standard-SW wie COPICS. Erst ab 1988 existierte eine eigene SW-Division: Application System Division.


Nach Misserfolg mit Josephson-Computer (Supraleitung) ging IBM aus dem Super-Computer-Markt, versucht jetzt aber wieder mit der S/390b Vector Facility Boden zu gewinnen.


IBM gab dummerweise das lukrative Mietgeschäft auf (bis zu 2/3 des Umsatzes). Versucht nun wieder mit Leasing-Optionen Fehler gutzumachen.


Oft wurden Produkte mit viel Tara aufgebaut und verloren sich dann in den Tiefen der Organisation, sodass es z.T. an Brutalität gegenüber dem Kunden nicht zu Wünschen übrig liess.


Neue Strategie: Enterprise => globale Infrastruktur für Grossunternehmen. Wird realisiert über SAA und SNA. Die Segnungen von OSF werden in SAA eingebaut. Für Abteilungen speziell wird gleichzeitig die Establishment-Strategie gefahren.


Einige IBM-Strategien:

  • Enterprise: Unternehmensweit.
  • Establishment: Abteilungsweit.
  • First Customer Shipment: Referenzschaffung durch Early Installation Programs.
  • SAA: CPI, CUA, CCS.
  • Launchings: Innovationssprünge.
  • Doubt, Uncertainly and Fear-Strategie: Geheimhaltung gegenüber PCM-Anbietern.
  • Out-of-Release/-Service-Strategie: Zwang zum Mitziehen.
  • Principals of Operation: IBM muss HW-Pläne veröffentlichen.
  • Gesonderte Preispolitik für frühe Investoren, Pilotanwender,
  • Frühe Mehrheit, späte Mehrheit, Nachzügler.
  • Hochziehen/Hinunterziehen: Aus-/Einbau von Verzögerungselementen.
  • Mayor Announcement: Frühzeitige Ankündigung (alle 4-5 J.).
  • Minor Announcement: Zwischenversionen ankündigen.
  • Third Party Maintenance: Anderen Service überlassen (Out-of-Politik).
  • Independent Business Unit: IBM kann Normen bestimmen.

MVS/ESA-Version: 16 Terabyte adressierbar!


Produktlebenszyklus-Phasen nach IBM: Ankündigung; Einführung; Wachstum; Reifezeit; Sättigung; Degeneration; Ende.


IBM-Sünden: Nichtauslieferung angekündigter Systeme; Kurzlebigkeit von Systemen; Upgrade- und Migrationsdruck (VSE->MVS) durch Erhöhung der Leasing-Gebühren; Upgrades nur über Zwischenstufen; befristete Rabattkonditionen; Augenwischerei (identische Modelle mit unterschiedlicher Benennung, z.B. AS/Entry=S/36); Überteuerung; teure Upgrades; aktive Verzögerungspolitik, z.B. bzgl. UNIX oder DBS; Abwehrpolitik, z.B. Terminals 3270 nicht für IX; Host-Orientierung von SNA.


Line of Business: Organisationseinheit, die für bestimmte Produktfamilien verantwortlich ist.


AS/400: Kleines Enterprise-System für Mittelstand, die aber auch Establishment eingesetzt werden kann. Bringt nur 3% einer ES/3090! Mit der AS/400 bedient IBM endlich wieder den Mittelstand, den sie zuvor den Vertriebsorganisationen überliess. Sie zielt auf die drei Märkte Einsteiger, Umsteiger und Aufsteiger.


Über SNA LU 6.2 wird cooperate processing in IBM-Welt möglich


AIX: Wenn man UNIX nicht schlagen kann, dann wird es halt integriert.


DB-Maschinen: Dedizierte Rechner, die über spezielle HW-Komponenten oder Microcoding DB-Anfragen parallel bearbeiten können. Werden i.d.R. im Rechner-Verbund als Server eingesetzt. Bsp.: BTX-DB-Maschine der Telekom.


Micro Channel: Asynchroner Bus von IBM => inkompatibel zum synchronen ISA. Soll PCM-Anwender (Amdahl, Hitachi, Siemens, Fujitsu, COMPAREX) abschrecken, schreckt aber eher Kunden ab, da deren Bus-Investitionen u.U. nicht weiter genutzt werden können. Vorteil: Plug&Play, Quelle und Sender müssen nicht gleichschnell sein => Bus nicht nur so schnell wie langsamste Peripherie!


IMS wird vernachlässigt, DB2 favorisiert. E.F. Codd erhielt für sein Relationen-Modell den Nobelpreis der Informatik: ACM Turing Award. Probleme mit SQL: Es existieren zwar Normen (v.a. für VDBS), die stellen aber nur den kleinsten Nenner dar. De facto existiert praktisch keine identischen SQL-Versionen, d.h., die Portabilität ist nie völlig gegeben. Ziel von SQL: Unabhängigkeit vom DBMS.


DB2-SQL (welches eine Obermenge von SAA-SQL darstellt!) besteht aus:

  • Data Definition Language: Objektedefinition.
  • Data Manipulation Language: Objektemanipulation.
  • Data Control Language: Zugriffsberechtigungen.

REXX: Eine Art CLIST für VM-Rechner (Virtuelle Maschine, die auf native Basis-BS aufsitzt und die virtuellen Adressräume verdoppeln kann), über das cooperate processing möglich wird. Fällt nicht unter das SAA-Dach!


Launchings von IBM gegenüber PCM-Anbietern und zur Lebenszyklus-Verlängerung: Höhere Integration der Bausteine; Ausbau des Hauptspeichers; grössere/schnellere Caches; verbessertes E/A-System; verbessertes Microcoding (muss nicht veröffentlicht werden); BS-Weiterentwicklung; Upgrades über mehrere Launchings werden von IBM verhindert. PCM-Anbieter liefern dafür oft bessere Kühlung, sind billiger, sind kleiner, lange Zeit Verzicht auf Komplexität wie Multiprozessorsysteme.


IBM wird offener: SAA-Konzept; Open System Centers (Beratungszentren am Netz für Open Systems); Standard-Schnittstellen für AS/400; Kooperationen mit anderen Herstellern; AIX; OSF (POSIX, X-WINDOWS); Platzierung von S/390 als Super-Server.