PC-Host-Kommunikation
Geschwurbel von Daniel Schwamm (12.06.1994 bis 13.06.1994)
Inhalt
Die PC-Host-Kommunikation spielt erst seit kurzer Zeit eine
wachsende Rolle. Früher wurden PCs bestenfalls dazu genutzt, um Host-Daten
dezentral auszuwerten. Da die Workstations aber immer leistungsfähiger
werden, können sie inzwischen auch die operative Host-Arbeit übernehmen.
Früher galt die EDV als zentrale Triebkraft der
Rationalisierung. Dann jedoch haben sich die EDV-Kosten als immens erweisen, so
dass die EDV heute selbst Rationalisierungsbestrebungen unterliegt. Ein
möglicher Ansatz dazu sieht vor, kleine, kostengünstige und
dezentrale EDV-Inseln zu schaffen. Problem dabei stellt aber die
unternehmensweite Integration zwischen dem Host und PCs und den PCs
untereinander dar, um so eine unternehmensweite Informationslandschaft zu
erhalten.
Seit den 80ern werden Terminals durch PCs ersetzt. Die PCs
sollten aber nicht nur Terminals emulieren, sondern auch operative
Host-Arbeit erledigen. Dabei kann jedoch derzeit noch nicht auf den Host
verzichtet werden, sodass es auf eine Koexistenz beider Systeme
hinausläuft. Gerade beim Client-Server-Konzept kann dann der Host als
Haupt-Server für die PC-Clients fungieren. Wichtig bei Verwendung
dezentral organisierter PCs ist, dass für dem Benutzer der Eindruck
eines einheitlichen Systems entsteht - die Transparenz der Verteilung sollte
also gewährleistet sein. Dies ist zur Zeit dringender Gegenstand der
Forschung.
Die unternehmensweite Informationslandschaft ist die
Zielvorstellung einer vollständig über das Grossunternehmen
hinweg integrierten EDV-Welt. Bei der bisherigen PC-Einführung wurde auf
dieses Ziel wenig Rücksicht genommen, sodass man heute vor
inkompatiblen, heterogenen Rechnerwelten innerhalb einer Organisation steht,
deren Kopplung über LANs Schwierigkeiten bereitet. Das zentrale
Informationsbild wurde dadurch zersplittert. Die heutige Rechnerlandschaft
stellt sich demnach folgendermassen dar:
- Unternehmensweite DB auf einem zentralen Host.
- Grossrechnerterminals.
- PCs mit Zugang zum Host.
- Abteilungsweite Rechnernetze.
- Isolierte Einzelplätze.
Für eine unternehmensweite Informationslandschaft
muss ein schnelles Backbone-Netz (z.B. FDDI) eingerichtet werden, das die
ganzen Systeme miteinander in genormter Weise verbindet. Über
Modem-Strecken kann eine Anbindung an externe Organisationen erfolgen. Und
Terminals werden generell durch PCs ersetzt.
Dies ist technisch bereits alles realisierbar. Problem stellt
jedoch die Inkompatibilität verschiedener Netzwerktechniken zueinander
dar. Doch je nach Anforderungen werden bestimmte LAN-Protokolle benötigt,
die nicht so leicht durch andere zu ersetzen sind. So hat sich in Büros
Ethernet bewährt, während Echtzeitanwendungen nicht auf den Token-Bus
verzichten können. Glücklicherweise sind hier offene Systeme stark im
kommen, z.B. das ISO/OSI-Referenzmodell, sodass unternehmensweite
Informationslandschaften schon bald keine reine Zukunftsmusik mehr sein
müssen.
Die Integration von PCs in die Informationslandschaft, die
ursprünglich alleine vom Host dominiert wurde, erfolgt unter zwei
Perspektiven:
-
Ankopplung der PCs an den Host: Bei diesem
Integrationsansatz dient der PC nur als Terminal-Ersatz, der dem Host Daten
zuführt oder Daten abruft. Von Transparenz der Verteilung kann keine Rede
sein, weil die Daten immer noch zentral gehalten werden, d.h. de facto nicht
verteilt sind.
-
Einbindung des Hosts in die PC-Welt: Der Host fungiert als
Server für die PCs, die die eigentliche operative Arbeit
eigenständig erledigen. Ortstransparenz wurde bisweilen noch nicht
erreicht, jedoch ist die Forschung bestrebt VBS oder VDBS zu entwickeln, die
dem Anwender das Gefühl geben, mit einer zentralen Einheit
zusammenzuarbeiten.
Grossrechner-Kritik:
-
(+) Verarbeitet grosse Datenmengen; ideal für
unternehmensweite Informationslandschaft; Datensicherheit durch z.B. RACF sehr
hoch; es gibt viele Standardanwendungen wie Query Management Facility von
IBM.
-
(-) Wegen Sicherheitssystem Zugriff sehr beschränkt, was
redundante Datenhaltung erfordert; Ausfallgefahr des Hosts; hoher
administrativer und operativer Aufwand im Rechenzentrum; die statische
Anwendungsumgebung fördert sehr komplex wachsende Produkte wie z.B. IMS;
die Benutzerschnittstelle ist wenig ansprechend; mobile Datenerfassung
über Notebooks kaum möglich.
Es gilt: On-line sind Grossrechner pfui, aber off-line
hui!
PC-Kritik:
-
(-) Sind trotz Multitasking nur Einzelplatzsysteme; hohe
Netzkosten (auch durch SW-Lizenzen); Sicherheit ist mangelhaft; die
Organisation ist aufwendig (Vereinfachung durch strikte Trennung von Client-
und Server-Rechnern); Netze sind beschränkt; viele Anwender nur durch
Hosts zu managen (wie z.B. Flugbuchungssysteme); das unbegrenzte
Speichervolumen von Hosts ist nicht ersetzbar (später vielleicht durch
WORMS).
-
(+) Erweiterbar durch neue Motherboards; Terminals emulierbar;
beliebig viel Peripherie anschliessbar; vielfältiges
Standard-SW-Angebot; Flexibilität; Anschluss an
Grossrechnernetze wie SNA oder DNA (DEC) möglich.
Es gilt: PCs alleine sind derzeit noch nicht zu Empfehlen in
einem Grossunternehmen, stattdessen wird auf eine Koexistenz von Host und
PCs gesetzt, wodurch sich die Vor- und Nachteile beider Rechnersysteme
gegenseitig aufheben können.
Die Migration kann nach folgenden Strategien erfolgen, sofern
die EDV ganzheitlich ausgerichtet ist, die Umsetzungsstrategien festgelegt
werden und die nötigen Infrastrukturen zur Verfügung stehen:
-
Auslagerung von Standardanwendungen auf PCs: Die
gestalterischen Möglichkeiten explodieren dadurch geradezu, allerdings
werden dadurch auch individuelle Datenbanken gefördert, die dann zum zentralen
Host-Datenstamm inkompatibel sind.
-
Auslagerung individueller Auswertungsprogramme: QMF stellt
nur relativ wenige Auswertungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Können jedoch eigene Auswertungsprogramme geschrieben werden, erwachsen
dadurch riesige Repräsentationsmöglichkeiten.
-
Schaffung operativer Anwendungsinseln: Dadurch wird eine produktorientierte
Informationsverarbeitung realisiert. Eine Download- und Upload-Funktion,
sowie ein Online-Zugriff auf den Host sollte jedoch weiterhin vorhanden
sein.
-
Downsizing - Auslagerung von Host-Applikationen:
Renovierung der bestehenden Host-Anwendungen werden immer dringender, da diese
Produkte so weit gewachsen sind, dass sie kaum noch wartbar sind.
Downsizing kann als Alternative zum Outsourcing gesehen werden, wobei gilt:
So viel Downsizing wie möglich, so viel Outsourcing wie nötig. Der
Routinebetrieb wird dadurch billiger, jedoch sinkt die Connectivity, d.h. die
Verbindung der diversen Applikationen untereinander.
-
Upsizing - Integration dezentraler Insellösungen: Zur
Schaffung einer unternehmensweiten Informationslandschaft müssen
PC-Insellösungen in ein Netz oder auf den Host "hochgezogen" werden, um
auf die allgemeinen Daten zugreifen zu können und allgemein zugreifbar zu
werden. I.d.R. wird dies über Backbones erreicht, die der C/S-Architektur
(Client/Server) unterliegen und heterogene Rechnerwelten verbinden können
(Cooperative Processing).
-
Rightsizing - horizontale Erweiterbarkeit: Diese Strategie
verlangt zunächst ein Downsizing so viel wie möglich, und dann ein
Upsizing und Outsourcing so viel als nötig. Das Upsizing (von z.B.
Standardanwendungen der Informationsverarbeitung) stellt kein einfaches
Zurück auf den Host dar, sondern ein neu strukturiertes, i.d.R. geleantes
Zurück auf den Host. Dadurch wird u.U. eine transparente Informationsverarbeitung
geschaffen.
[Mh ... sorry, habe heute echt keine Ahnung mehr, für was die Abkürzung
IIV stehen sollte. Auch Google liess mich da im Stich. War wohl nur
eine Eigenkreation von mir. - Dan, 11.04.2009]
[IIV habe ich ersetzt durch IV und das dann
durchgängig ausgeschrieben als Informationsverarbeitung. Das
scheint mir in dem Kontext passend zu sein. - Dan 06.07.2912]
Verschiedene Punkte betreffen die Kopplung von Host und PC:
- ISO/OSI-Referenzmodell für offene Systeme.
- Verbindungen über Repeater, Bridges, Router und Gateways.
- Herstellerspezifische Netzprotokolle wie SNA, DNA von DEC.
- Internet-Standard TCP/IP von DoD.
- Direktanschluss-Schnittstelle RS 232 bei DEC.
- 3270-Schnittstellenkarte für SNA.
- Indirekte LAN-Host-Kopplungen über Gateways.
Die PC-Host-Kopplung kennt folgende gesteigerte Typisierung:
- Terminal-Emulation: PC spielt bloss Terminal für Einzelzeichen.
- Unidirektionaler Dateitransfer von Host auf PC.
- Bidirektionaler Dateitransfer.
- Bidirektionale Programm-Programm-Kommunikation (Nachrichtenaustausch).
- Transparenter Dateizugriff von PC auf Host und umgekehrt.
- Transparenter Datenzugriff von PC auf Host und umgekehrt.