Revitalisierung oder die Jungbrunnen-Suche

Geschwurbel von Daniel Schwamm (14.02.1995 bis 16.02.1995)

Inhalt

1. Revitalisierung in der Vergangenheit

Die Verlängerung oder gar Überwindung des Todes ist schon immer ein Urtraum der Menschheit gewesen. Die Ägypter mumifizierten ihre Toten, damit sie, wenn sie einst zum Leben auf Erden zurückkehren, eine körperliche Behausung vorfinden werden. Das Christentum verdankt seinen Erfolg nicht zuletzt dem Versprechen, dem Menschen wenigstens ein Leben nach dem Tod zuzugestehen, ja, ihm sogar nach dem jüngsten Gericht die Chance zur Wiedergeburt nicht abzusprechen. Andere Religionen wie der Buddhismus behaupten gleich die Möglichkeit der Reinkarnation - wenn auch nicht immer in Menschengestalt. Das erklärte Ziel der mittelalterlichen Alchimisten war ebenfalls die Findung des Jungbrunnens mithilfe des Steins der Weisen. Ihre Rezepturen und Vorstellungen, um ewige Jugend zu erreichen, erscheinen uns heute recht abenteuerlich: So glaubten sie, dass nur das, was in der Natur unverderblich war, auch das menschliche Leben zu Verlängern ermöglichte. Das daher verabscheuungswürdige Getreide z.B. wurde nur aus Notwendigkeit zu sich genommen; viel besser wäre eine Nahrung aus (flüssigen) Metallen gewesen, v.a. aus dem säurebeständigem Gold.

Glaubt man alten Quellen, war der Mensch früher durchaus in der Lage, sein Leben lange zu erhalten. Der biblische Methusalem soll es z.B. auf 900 Jahre gebracht haben. Auch Abraham und andere überlebten die normalen Sterblichen von heute um ein Vielfaches. Doch auch im 17. bis 19. Jahrhundert sollen Beinahe-Unsterbliche unter uns geweilt haben. Der Graf Saint-Germain etwa soll nicht nur unermesslich reich gewesen sein, sondern auch ebenso alt! Glaubt man den Zeugenberichten, so soll er von 1651 bis 1896 gelebt haben. Der Graf selbst, der überall und nirgends zu Hause war, behauptete gar, er sei über 4000 Jahre alt. Zur Unterstützung dieser selbstbewussten Aussage plauderte er Intimes über das Leben der Kleopatra aus, und auch erstaunliche Prophezeiungen gab er zum besten (er hatte z.B. die Vision einer Lokomotive gehabt).

2. Revitalisierung als Wissenschaft

Die Wissenschaft verpflichtete sich schon früh der Idee der Verlängerung des menschlichen Lebens. Als die Medizin im 18. und 19. Jahrhundert fest Fuss zu fassen begann und die Leute - wie auch die Ärzte - begannen, an Wunder auf diesem Gebiet zu glauben, kamen immer wieder neue Ideen auf, die eine Revitalisierung erzielen sollten. Besonders mit dem Organwechsel wurde Scharlatanerie betrieben. Durch den ständigen Austausch von alten Organen durch jüngere Organe sollte der ganze Körper jung erhalten bleiben. Bis zu einem gewissen Grad konnte die Medizin damit sogar Erfolge verbuchen, denn jüngere Organe, die erfolgreich verpflanzt wurden, konnten durchaus höhere Leistungen erzielen als die alten Organe. Der Gesamtorganismus alterte davon jedoch unbeirrt weiter. Zudem waren in vielen Fällen die ersetzten Organe auch nicht von menschlichen Spendern entnommen, sondern von Tieren. Insbesondere die Hoden von Stieren gingen weg wie warme Semmel, weil viele Männer damit verloren gegangene Potenz wiedererlangen wollten. Bewusst oder unbewusst setzen Männer schon immer ihr sexuelles Vermögen mit ihrem Alter gleich, d.h. sie glauben, so lange man noch zu einer Erektion fähig ist, befinden sich beide Beine ausserhalb des Grabes.

3. Das Gerovital H3

Aufgrund solchen Irrglaubens war es vielleicht nur natürlich, dass die Idee der Revitalisierung durch eine Frau neue und entscheidende Impulse erhielt. Prof. Ana Aslam entwickelte das Gerovital H3. Dieses Mittel basiert auf Procain, welches auch als das Betäubungsmittel Novocain der Zahnärzten bekannt ist. Die Spaltprodukte von H3 sind para-Aminobenzoesäure, welche positive Auswirkung auf Rheuma, Sklerose und Haare besitzen soll, und Diaethylaminoaethanol, welches die Organdurchblutung fördert. Insgesamt wird durch H3 v.a. die Enzym-Tätigkeit (wieder) angeregt.

Eine Verbesserung erfuhr H3 durch deutsche Forscher. Die Doktoren Wiedemann und Schwarzhaupt verkauften es lange in der Form K.H.3 als Schluckkapseln. Inzwischen verteilen sie das H7, ein "Super-H3", in dem das Diethyl durch das effektivere Dimethyl ersetzt wurde. Ausserdem verbessert H7 durch die Hinzufügung von Nicotinoylprocain die Zellatmung. Verjüngungseffekte durch dieses Mittel gelten als erwiesen, wovon die Krankenkassen jedoch wenig beeindruckt sind. Was auch verständlich erscheint, denn die Akzeptanz von nur einem Geriatrikum brächte Kosten von jährlich 56 Millionen DM mit sich. Allerdings, so wenden hier Befürworter von Verjüngungsmitteln ein, würden "jüngere" Menschen weniger krankheitsanfällig sein, sodass man unter dem Strich sogar erhebliche Kosten einsparen könnte.

4. Zellen frisch vom Schaf

Einen anderen Weg der Revitalisierung beschrieb Dr. Paul Niehans. Er schlachtete Bergschafe, die er für die gesündesten hielt, und fabrizierte die Zellen ihrer Organe zu einem Brei, den er seinen Patienten injizierte. Was auf den ersten Blick nach Scharlatanerie riecht, erweist sich jedoch als durchaus effektiv. Zellen agieren nicht körperspezifisch, sondern organspezifisch, d.h. die Zellen eines Schafes aus dem Bereich der Leber beginnen auch im Menschen im Bereich der Leber zu wirken. Die Patienten von Niehans, zu denen sich auch der Papst zählte, waren jedenfalls begeistert und berichten durchgehend von körperlichen Verbesserungen. Kritiker der Frischzellen-Verpflanzung wenden jedoch ein, dass ca. 40% aller Patienten auf die Einnahme von Placebos ebenfalls von Verbesserungen ihres Befinden berichten. Niehans und seine Nachfolger schert das jedoch wenig: Sie sind vom Erfolg ihrer Methode genauso überzeugt wie ihre Patienten. Nur zwischen der Wahl von Frischzellen oder gefriergetrockneten Zellen kommt es zwischen ihnen noch zu Auseinandersetzungen - jeder schwört hier auf seine eigene Methode.

5. Heisst alt werden, alt programmiert sein?

Will man eine Verlängerung des menschlichen Lebens erreichen, erscheint es sinnvoll, die natürliche Lebensspanne, die nicht mit der Lebenserwartung gleichgesetzt werden darf, zu ermitteln. Nach Untersuchungen an Säugetieren kam Flouren zu dem "Gesetz", dass diese etwa 5 Mal so lange Leben, wie ihr Wachstum andauert. Auf den Menschen angewendet käme man so auf eine natürliche Lebensspanne von 100 bis 125 Jahren. Ein Alter, das immer noch recht selten erreicht wird.

Wie schaffen es alte Menschen, so alt zu werden? Findet man eine Antwort auf diese Frage, hat man einen Weg der Revitalisierung gefunden. So glaubten jedenfalls die Forscher. Sie wurden enttäuscht. Es gibt offenbar keine Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Langlebigen. Ein erschreckend grosser Prozentsatz erwies sich sogar geradezu als Hohn sprechend gegenüber der modernen Medizin, waren doch viele der 100-Jährigen Raucher, Säufer und/oder Antisportler. Am Ende kristallisierten sich dann aber doch noch wenigstens zwei typische Merkmale von Langlebigen heraus:

  1. Lebensfreude: Die Langlebigen geniessen i.d.R. ihr Leben. Sie fürchten sich zwar nicht vor dem Tod, sie suchen aber auch nicht seine Nähe. Waches Interesse an dem, was um sie herum geschieht, kennzeichnet die im Herzen junggebliebenen Alten. Um Freude im Alter zu erreichen, sind soziale Änderungen vonnöten. Der Jugendkult muss eingedämmt werden, für Ältere müssen gesellschaftliche Aufgaben gefunden werden, die ihnen das Gefühl geben, noch gebraucht zu werden. Betrachtet man Alter als Krankheit, die in naher Zukunft überwunden kann oder deren Symptome zumindest gemildert werden können, gewinnt das Altsein ohnehin an Attraktivität, paart sich dann doch Leistungsfähigkeit mit einem ungeheuren Erfahrungsschatz. Alt sein wird dann hip sein!
  2. Langlebige Vorfahren: Die meisten Langlebigen sind Abkömmlinge von ebenfalls Langlebigen. Das legt den Verdacht nahe, dass die Lebensdauer genetisch programmiert ist. Hier eröffnet die Genetik für die Zukunft ganz neue Perspektiven. In welcher Weise, wird im folgenden aufgeschlüsselt werden.

6. Was steckt hinter dem Alterungsprozess?

Ärzte stellten fest, dass uns die maximale Abwehrkraft als 13-Jährige zur Verfügung steht. Was uns in diesem Alter für 48 Stunden ins Bett zwingt, rafft uns als 80-Jährige ins Grab. Daher gilt auch die Behauptung: Blieben wir ein Leben lang so abwehrstark wie ein Teenager, würden wir ohne weiteres 200 Jahre alt werden können. Warum büssen wir aber an Abwehrkraft ein? Was verändert sich mit dem Alter im Körper?

Die Biochemie ist auf dem Vormarsch. Was früher die Physiker waren, sind heute die Biochemiker: Der innovativste Motor der Forschung mit gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Sie haben längst verschiedene Theorien aufgestellt, die den Alterungsprozess näher beleuchten können.

Leonard Hayflick stellte bei seinen Analysen von Gewebeproben fest, dass Körperzellen nicht unsterblich sind (wie früher einmal geglaubt wurde). Sie teilen sich nur ca. 50 Mal und sterben dann ab. Doch warum?

Eine Theorie besagt, dass ältere Zellen - also Zellen, die sich oft geteilt haben - nicht mehr in der Lage sind, so qualitativ hochwertiges Protein herzustellen wie am Anfang ihrer Existenz. Da sie aber zum Überleben selbst auf solche Proteine angewiesen sind, gehen sie zwangsläufig mit der Zeit ein.

Eine andere Theorie ergänzt, dass diese qualitativ minderwertigen Proteine den Körper sogar reizen könnten, Antikörper dagegen zu entwickeln. Diese Form der Altersaggression würde den Alterungsprozess noch zusätzlich beschleunigen.

Warum aber sollte eine Zelle nach mehrfacher Teilung minderwertiges Protein herzustellen beginnen? Wird bei der Replikation nicht normalerweise jeweils eine identische Kopie der DNS angelegt? Nach einer Theorie geschieht dies tatsächlich nicht immer. Vielmehr geht man davon aus, dass es bei jeder Zellteilung zur Marginotomie kommt, d.h. zu einer fortlaufenden Verkürzung des DNS-Strangs. Davon sind alle Körperzellen betroffen, bis auf die Keimzellen (würden sich auch hier die DNS-Stränge verkürzen, wäre eine Fortpflanzung des Genträgers praktisch nicht mehr möglich - er wäre sehr rasch zum Aussterben verdammt).

7. Was wir von der Keimzelle lernen können

Da Keimzellen logischerweise nicht von der Marginotomie betroffen sind, versuchen Forscher nun festzustellen, wie ihnen das gelingt. Es wird vermutet, dass es ein aktives Gen im Keimzellen-DNS gibt, welches die vollständige Tandem-Polymerase steuert, während dasselbe Gen in normaler Körperzellen-DNS inaktiviert ist. Eine Reaktivierung dieses Gens müsste durchschlagende Erfolge in der Revitalisierung bringen.

8. Aus alt mach jung

Einen etwas anderen Weg als die Aktivierung eines schlafenden Gens, welches bisher nur in der Theorie existiert, geht John Heller. Er entnimmt Menschen in jungen Jahren DNS und RNS, lagert diese bei -270°C und pflanzt sie ihnen später wieder ein. Logischerweise sind diese RNS-Stränge dann völlig frei von allen Degenerationserscheinungen, der Patient ist wieder verjüngt. Das grösste Problem dabei ist derzeit v.a. noch, wie die frische DNS in die alten Zellen gelangen soll. Am erfolgreichsten wird wohl die Idee sein, mittels Viren, die man mit der frischen RNS versehen kann, die Körperzellen zu knacken (denn dazu sind Viren natürlicherweise fähig).

9. Alterssymptome sind behandelbar: Ein Programm wird nachgeliefert

Richard Hochschild konzentriert sich dagegen lieber auf Symptome der "Alterskrankheit". Seiner Meinung nach existiert in den Genen kein Programm, welches Körperzellen veranlasst, sich nur beschränkt oft zu kopieren. Vielmehr fehlt ein Programm, um die vollständige Replikation dauerhaft aufrechtzuerhalten. Grund: Ein solches Programm wurde von der Evolution nicht herausgebildet, da der Mensch in früheren Zeiten ohnehin nie seine volle Lebensspanne ausleben konnte, da er schon viel früher durch Krankheiten, Naturkatastrophen oder Kriege ums Leben gekommen ist. Folgende Tabelle der Lebenserwartungen soll dies verdeutlichen:

-20.000Lebenserwartung lag bei 19 Jahren.
-100Lebenserwartung lag bei 25 Jahren.
1850Lebenserwartung lag bei 35 Jahren.
1900Lebenserwartung lag bei 45 Jahren.
1970Lebenserwartung lag bei 70 Jahren.

Selbst heute liegt die Lebenserwartung (75 Jahre) noch deutlich unter der vermuteten natürlichen Lebensspanne (125 Jahre). Das sich die Evolution nie mit Altersproblemen beschäftigen musste, wird besonders deutlich im Fehlen einer dritten Lage Zähne (obwohl einige Menschen durchaus über eine solche verfügen). Die Evolution produziert keinen Luxus!

Was dem Körper nach Hochschild fehlt, ist eine evolutionär herausgebildete Strategie gegen Altersschäden, wobei er hier v.a. Zellmembran-Schäden aufführt, die zur einem Zellverfall führen. Das kann man sich folgendermassen vorstellen: In den Zellen befinden sich Lysosomen, die die lysosomalen Enzyme enthalten, über die eine Zelle in der Lage ist, Nährstoffe aufzubrechen und für sich zu verwerten. Unglücklicherweise können diese Enzyme, wenn sie die Lysosomen verlassen, auch die DNS der Wirtszelle zerstören. Wie man festgestellt hat, bewirken aber nun verschiedene Faktoren wie z.B. UV-Strahlung, männliches Testosteron, weibliches Progesteron und Radioaktivität laufend Schäden an der Membran der Lysosomen, so dass genau das geschieht. Schlimmer als diese von aussen kommenden Faktoren ist aber die natürliche Verdauung der Zelle durch die Lipidperoxidation. Denn dabei fallen freie Radikale an, die Löcher in die Lysosomen-Membrane reissen.

In DMAE (Dimethylaminoethanol) sieht Hochschild genau das Mittel, dass die Evolution verpasst hat, auf natürliche Weise im Körper zu bilden, da es offenbar in der Lage ist, die Membrane der Lysosomen zu stärken; es ist ein Membran-Stabilisator. Durch Zunahme von DMAE schützen wir uns also vor den Symptomen der Krankheit "alt sein".

10. Alterssymptome sind behandelbar: Anti-Handschellen-Enzyme braucht der Mensch

Ein anderes Symptom des Altseins hat Johann Bjorksten identifiziert. Er stellte fest, dass sich die im Körper angesammelten Makromoleküle mit der Zeit zufällig aneinanderkoppeln, sodass es zu einer immer stärkeren Vernetzung der Moleküle im Körper kommt. Ähnlich wie Arbeiter, von denen jeden Tag jeweils zwei mit Handschellen aneinander gekettet werden, sind die Moleküle so schon bald nicht mehr in der Lage, ihre Arbeit korrekt auszuführen. Die Folge ist ein allmähliches Einschlafen aller Körperfunktionen, auch wenn sich der Körper gegen die Makromolekül-Verflechtung verzweifelt wehrt. Am Ende ist altes Fleisch immer zäher als junges Fleisch. Würde es nun aber gelingen, ein bestimmtes Enzym zu finden, dass die "Handschellen" zwischen den Molekülen zu knacken versteht, hätte man einen weiteren Weg der Revitalisierung gefunden. Man versucht dies durch Pilzkulturen zu erreichen, die auf vernetztem Gewebe überleben müssen. Nur diejenige Pilzart, die ein Anti-Handschellen-Enzym produzieren kann, wird überleben können. Danach müsste nur nur das entsprechende Enzym lokalisiert werden und Menschen injiziert werden. Hauptproblem dabei ist aber, dass das gefundene Enzym natürlich nur in einer Richtung wirken darf und nicht beliebig jede Struktur im Körper aufschliesst.

11. Die Geisel der Ganglien

Der Erkenntnis, dass sich Körperzellen nur begrenzt oft replizieren, steht die Erkenntnis gegenüber, dass sich die Ganglien überhaupt nicht teilen können. Von Geburt an gegeben, sterben sie eine nach der anderen ab, bis nach etwa 1000 Jahre der absolute Gehirntod eintreten muss. Liegt hier dann zwangsläufig die maximal mögliche Grenze menschlichen Lebens? Man weiss es noch nicht. Es hat sich aber immerhin gezeigt, dass gelernte Informationen von einem Gehirn auf ein anderes übertragbar sind, zumindest wenn sie in Form von Gedächtnisstoffen vorliegen. Das sind proteinartige Moleküle, die sich inzwischen sogar synthetisieren lassen. Auf diese Weise konnte z.B. Ratten "Dunkelangst" regelrecht eingeimpft werden!

Untersuchungen des Gehirns haben ergeben, dass dort mit zunehmenden Alter Alterspigmente zu finden sind. Das sind Lipofuszine, die i.d.R. durch Oxidationsprozesse entstehen und die Leistung der Neuronen beeinträchtigen. Forscher wie Dr. Herman Le Compte schwören als Gegenmittel auf eine bestimmte Diät im Zusammenhang mit Spritzen, die Antioxidantien - auch Radikalfänger genannt - wie v.a. Vitamin E enthalten. Schon länger ist bekannt, dass Vitamin E den toten Punkt bei Sportlern verschwinden lässt, dass Ratten ohne es unfruchtbar werden, und dass es im Körper zum Fettabbau benötigt wird. Auch Auxine und Acetylcholin wirken den Alterspigmenten effektiv entgegen.

12. Was wir von Krebszellen lernen können

Neben den beinahe unsterblichen aber nicht-replizierenden Neuronen gibt es auch Zellen, die sich sehr schnell teilen, dennoch aber unsterblich zu sein scheinen: Krebszellen! Wie es sich abzeichnet, werden Krebszellen wohl über Viren in den Körper geschleust. Mithilfe von Neuraminsäure maskieren sie sich, sodass sie vom Körper nicht als Antigene erkannt werden. Will man den Krebs bekämpfen, muss daher zunächst eine Probe seiner Zellen entnommen, mithilfe von Neuraminidasen demaskiert und wieder in den Körper zurückgebracht werden. Erst dann können die Lymphozyten Antikörper gegen sie entwickeln.

13. Mensch, leg den Schongang ein!

Einen ganz anderen Weg der Revitalisierung haben die Mediziner auch noch entdeckt. Sie stellten fest, dass der Hypothalamus zuständig ist für die Homöostase (Gleichstand) des Körpers. Er dirigiert nicht nur die Hypophyse (!) und damit den Hormonhaushalt, sondern ist auch zuständig für die Wärmeregulierung des Körpers. Wie man ermittelt hat, lässt sich der Thermostat neu justieren, und zwar steigt die Körpertemperatur nach Zufuhr von Natriumionen, während sie sich nach Zufuhr von Calciumionen senken lässt. Angeblich soll dies kaum Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit haben (schliesslich funktioniere ein Hoden bei 33°C ebenfalls hervorragend), jedoch dramatische auf die Lebenserwartung. So soll nach Prof. Rosenberg eine Senkung der Körpertemperatur von nur 4°C eine Lebensverlängerung von 600 Jahren bringen.

14. Ausblick im Hinblick der Aussicht der kosmischen Ziele

Angesichts all den Möglichkeiten der Revitalisierung muss man sich fragen, ob den eine solche überhaupt wünschenswert sein kann. Wird nicht aller Orts über Überalterung geklagt? Kommt die Jugend denn schon jetzt nicht mehr nach mit den Rentenzahlungen, sowie das der Generationsvertrag vorsieht? Und was ist mit der Überbevölkerung? Wie viel Mensch verträgt die Welt?

Neben diesen sozialen Aspekten bleibt auch noch das Moment des Missbrauchs. Was wird mittels Gentechnik einmal möglich sein? Wer wird später einmal die Verjüngungspräparate kaufen können? Nur die Reichen, die Eliten, die Gesunden? Wird der Mensch nun vollends grössenwahnsinnig, dass er sich in die Schöpfung einmischt, oder ist es vielmehr der "natürliche" Gang der Dinge, dass die intelligent gewordene Spezies eines Tages selbst das Steuer der Evolution in die Hand nimmt - auch auf die Gefahr hin, dass sie sich direkt in eine Sackgasse hinein manövriert?

Da ich an den kosmischen Plan glaube, ist es kein Zufall, dass der Mensch die Prinzipien der Natur erkannt hat, und dass er - zwangsläufig - beginnt, die Erkenntnisse auch praktisch anzuwenden. Alles, was möglich ist, wird vom Leben letztlich realisiert worden sein - wenn nicht von uns, dann von einer anderen Lebensform. Der Fortschritt lässt sich nicht ewig aufhalten. Jeder Gedanke, der einmal gedacht wurde, wird wieder gedacht werden.

Wenn man in der Eroberung der unbelebten Materie durch die belebte Materie eines der Ziele des Seins vermutet, so kann uns ein längeres Leben diesbezüglich nur Vorteile bringen. Nicht nur, dass wir einen unermesslichen Wissensvorrat anhäufen könnten, wir wären auch eher in der Lage, grössere Strecken im Raum zurückzulegen. Da spricht doch einiges dafür, dass wir mit der Gerontologie nur einen Teil dazu beitragen, unser kosmisches Plan-Soll zu erfüllen. Wäre es also nicht viel vermessener, die Gentechnik einfach abzulehnen, und erst dadurch unsere Bestimmung zu leugnen, sprich, gegen das zu opponieren, weswegen wir (von Gott, wenn man will) geschaffen wurden?